„Unternehmer müssen ihre Hausaufgaben machen“: Exklusiv-Interview mit Wolfgang Finken für "Die Fleischerei"

„Unternehmer müssen ihre Hausaufgaben machen“

 

Ein Exklusiv-Interview mit Wolfgang Finken, dem Bundesgeschäftsführer des Party Service Bundes Deutschland e.V., i m Fachmagazin "Die Fleischerei"

 

 

 

Der Party Service Bund Deutschland e.V. ist der bundesweite Branchen- und Berufsfachverband für die Partyservice-Branche; Wolfgang Finken ist sein Geschäftsführer und außerdem Beiratsmitglied von DIE FLEISCHEREI.

Die Redaktion sprach mit Finken über die Jahresbilanz 2022, demonstrierende Caterer, massive Nachfolge-Probleme und motivierte Beschäftigte.

Das Interview führte Marius Forst.

 

DIE FLEISCHEREI: Herr Finken, wieder einmal heißt es, auf ein Jahr zurück zu blicken. Wie war denn 2022 für Ihre Branche?

 

FINKEN: Zu Beginn der Corona-Krise, im Frühjahr 2020 habe ich schwarz gesehen. Ich habe öffentlich geäußert, dass eine große Anzahl der Betriebe nicht überleben würde. Doch genau das Gegenteil hat sich in der Praxis herausgestellt – mit Hilfe der Förderprogramme des Bundes.

Bei zahlreichen Caterern und Partyservice-Unternehmern sind die Auftragsbücher nach wie vor voll. Allerdings kommt es auf die Schwerpunkte des Geschäftsbetriebes an. So haben Kita- und Schulverpfleger erheblich schwierigere Ausgangsbedingungen als zum Beispiel viele uns bekannte Event-Caterer. Aber alles in allem kann in unserer Branche nach wie vor gutes Geld verdient werden. Besonders positiv: Notwendige Preiserhöhungen konnten unsere Unternehmen weitestgehend am Markt durchsetzen; sie wurden von den Auftraggebern akzeptiert. Wir hatten die Unternehmerinnen und Unternehmer ausdrücklich zu solchen Preisanpassungen ermuntert. Insgesamt rechnen wir für 2023 mit einer positiven Entwicklung unter der Voraussetzung, dass es nicht zu Corona-bedingten Einschränkungen kommt.

 

DIE FLEISCHEREI: Sie erwähnten die Kita- und Schulverpfleger, deren Lage schwierig ist. Was ist denn deren Hauptproblem?

 

FINKEN: Die Caterer haben mit den zumeist öffentlichen Schulträgern Verträge für Kita- und Schulessen geschlossen, in denen für jedes Essen feste Preise festgehalten sind. Doch zu der Zeit, in der diese Regelungen fixiert wurden, waren eine Reihe neuer wirtschaftlicher Belastungen noch nicht absehbar. Beispiele sind Preissprünge bei Lebensmitteln, Logistik und Energie.

Den Caterern fällt es zunehmend sehr schwer, ihre Ansprüche an Qualität und betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten in Einklang zu bringen. Unsere Mindestforderung als Verband an Politik und Öffentliche Hand: Die Verträge müssten unbürokratisch nachverhandelt und gegebenenfalls zu Gunsten der Caterer angepasst werden. Darüber hinaus hält der Party Service Bund Deutschland zielgerichtete finanzielle Förderprogramme für angebracht und sinnvoll.

Auf zwei Aspekte möchte ich in diesem Zusammenhang noch hinweisen: Der Stellenwert einer guten Verpflegung der jungen Menschen an den Schulen darf nicht unterschätzt werden. Hier gibt es klare Zusammenhänge mit geringerer Konzentration und schlechteren schulischen Leistungen, aber auch eine Verbindung zu Gewalt und Aggressionen.

Und ich will daran erinnern, dass die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag die gesunde Ernährung der Kinder und Jugendlichen ausdrücklich hervorhebt. Das darf kein billiges Lippenbekenntnis sein.

 

DIE FLEISCHEREI: In manchen Städten sind Caterer sogar schon auf die Straße gegangen und haben lautstark demonstriert. Unterstützen Sie solche Protestformen als Verband?

 

FINKEN: Auf jeden Fall gehört diesen Kolleginnen und Kollegen unsere uneingeschränkte Solidarität. Wenn ihnen das Wasser wirtschaftlich bis zum Hals steht, ist es selbstverständlich völlig legitim, dass sie deutlich ihre Stimme erheben. Wir als Party Service Bund Deutschland haben das Jahr 2022 genutzt, um ebenfalls Signale des Zusammenhaltes zu setzen. Und das über starre Branchengrenzen hinweg.

 

DIE FLEISCHEREI: Zum Beispiel?

 

FINKEN: Zum Beispiel haben wir uns im September mit protestierenden Bäckerinnen und Bäckern zusammengetan und hatten einen Vor-Ort-Termin. Dort hatten wir öffentlichkeitswirksam unser gemeinsames Interessen an vernünftigen Energiepreisen zum Ausdruck gebracht.

Ein anderes Beispiel für Signale des Zusammenhaltes ist unsere Mitarbeit in der Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft. In diesem breiten Bündnis aus Verbänden und Initiativen für 150 Berufsgruppen vertritt der Party Service Bund Deutschland die Interessen des Caterings. Im November 2022 hat die Bundeskonferenz erneut getagt und dabei zeigte sich eindrucksvoll, dass ihre Forderungen und Einschätzungen zunehmend von der Politik beachtet werden.

 

DIE FLEISCHEREI: Stichwort Politik: Was erwarten Sie aktuell von der?

 

FINKEN: Die explodierenden Preise für Energie, aber auch für Rohstoffe und Lebensmittel gehen logischerweise an unserer Branche nicht spurlos vorüber. Die Politik bemüht sich, insbsondere die Belatungen durch die Strom- und Gaspreise abzufedern. Diese Hilfsmaßnahmen müssen jedoch angepasst werden, damit sie schneller greifen und nicht zu viele Ausnahmen zulassen.

An die Adresse der Politik fordern wir unter anderem eine Reduzierung der Bürokratie-Lasten und den Erhalt flexibler Beschäftigungsformen sowie einen reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Gastfreundschaft von einheitlichen sieben Prozent. Zum Bürokratie-Thema noch diese Aussage: Unser Verband befürwortet eine Schwellenwert-Regelung. Demnach könnte unter einem Schwellenwert von 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern grundsätzlich auf erkennbar überflüssige und zeitraubende Bürokratie verzichtet werden.

Insgesamt geht es um nichts anderes als eine Entlastung des Mittelstandes, der die Stütze des wirtschaftlichen Wachstums und Wohlstandes in Deutschland ist.

Übrigens: Als eine der größten Hürden für unsere Branche möchte ich die Nachfolge-Problematik nennen. Und auf die kann die Politik nur sehr eingeschränkt Einfluss nehmen. Es ist alarmierend: Immer häufiger müssen erfolgreiche und alteingesessene Betriebe schließen, weil sich niemand findet, der in die Fußstapfen des in den Ruhestand strebenden Unternehmers treten will.

Auch an dieser Stelle lautet unser Appell: Wie eine Neugründung, muss eine Unternehmensnachfolge gründlich geplant und vorbereitet werden. Nur so kann sie erfolgreich verlaufen.

 

DIE FLEISCHEREI: Nicht jedes Problem kann die Politik aus der Welt schaffen. Eine solche Denke würde einem gesunden Unternehmertum widersprechen. Oder?

 

FINKEN: Und ob. Viele Unternehmer unserer Branche sehen die Krise erfreulicherweise auch als Chance. Sie nutzen sie zum Beispiel für Investitionen in Notfallmanagement-Konzepte und in Digitalisierung. Oder sie entwickeln neue Konzepte für Management und Marketing. Je nach dem, wie ernst diese Herausforderung genommen wird, steigen die positiven Geschäftsaussichten für die Unternehmer.

Den Unternehmern ist zu raten, über ihren eigenen Nachholbedarf zum Beispiel beim Thema Soziale Medien oder bei digital gestützten Geschäftsmodellen kritisch nachzudenken, entsprechende Konsequenzen zu ziehen und gegebenenfalls nachzubessern. Hierzu gehört auch die Frage, wie es um die Wertschätzung für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestellt ist.

Schließlich ist unsere Branche außerordentlich auf kompetente, motivierte Beschäftigte angewiesen. Sie sind sozusagen das Rückgrat aller unserer Aktivitäten. Damit Unternehmer auf qualifiziertes Personal zurück greifen können, müssen sie es angemessen bezahlen und für möglichst attraktive Arbeitsbedingungen sorgen.

Wenn Unternehmer diese Hausaufgaben machen, können sie auf jeden Fall wesentlich zuversichtlicher in die Zukunft schauen.

Der Party Service Bund Deutschland unterstützt seine Mitglieder, aber ebenfalls die anderen Betriebe der Branche in diesem Sinne mit Merkblättern, Checklisten und weiteren Informationen. Außerdem ist uns eine Präsenz in den Sozialen Medien wichtig, zum Beispiel über unsere Facebook-Gruppe „Catering: Netzwerk für Unternehmer“.

 

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